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Mysterium Schlaf: 5 Fakten, die du sicher noch nicht kanntest

Wir alle tun es Nacht für Nacht, und verbringen schlussendlich fast einen Drittel unseres Lebens damit: Wir reden natürlich über Schlaf. Bei all der Zeit sollte man meinen, dass wir genau wissen, was währenddessen in unserem Körper vor sich geht. Aber für die meisten von uns ist der Schlaf immer noch ein großes Rätsel. Dem gehen wir auf die Spur und zeigen dir einige der überraschendsten Fakten zum Thema:

Schlaf-Fakt Nr. 1

Schlaf-Fakt Nr. 1

Jede Nacht durchläuft unser Schlafzyklus fortlaufend die Phasen des Leicht-, Tief- und REM-Schlafs. Dabei spielt jede Phase eine einzigartige und entscheidende Rolle bei der Erhaltung unserer Gesundheit. 

In den Tiefschlafphasen tut unser Körper das, was wir von ihm erwarten würden: Die Muskeln entspannen sich, Herzfrequenz, Atmung und Körpertemperatur sinken. Wechseln wir in die REM-Phase des Schlafs (REM = Rapid Eye Movement, auch als "Traumphase" bekannt), wird es jedoch interessant: Unser Gehirn wird nun aktiver und wir beginnen zu träumen. Um den Körper davor zu schützen, Traumbewegungen auszuführen und sich dabei selbst zu verletzen, kommt es in dieser Zeit zu einer vollständigen Lähmung der Skelettmuskeln, d.h. alle Muskeln mit Ausnahme der Augen werden unbeweglich.  Dabei sind die Muskeln nicht angespannt, sondern völlig schlaff.

Diese zeitlich begrenzte Lähmung der Skelettmuskulatur ist auch als REM-Atonie bekannt. Sie bleibt in der Regel unbemerkt und ist ein natürlicher Vorgang beim Übergang einer Schlafphase zur nächsten. Etwa 40% aller Menschen erleben jedoch mindestens einmal in ihrem Leben bewusst eine solche Schlaflähmung. In diesen Fällen findet das Erlebnis meist kurz vor dem Einschlafen oder direkt nach dem Aufwachen statt.

Schlaf-Fakt Nr. 2

Schlaf-Fakt Nr. 2

Im Jahr 2020/2021 wurde weltweit fast 1 Milliarde Kilogramm Kaffeebohnen konsumiert. Angesichts dieser Zahl können wir mit Sicherheit sagen, dass Kaffee eines der am häufigsten konsumierten Getränke weltweit ist. Das Tolle daran ist, dass wir uns nach dem Genuss energiegeladen, wach und bereit fühlen, die Welt zu erobern.

Falls du also ein echter Kaffeeliebhaber bist, solltest du den nächsten Teil vielleicht überspringen, denn wir möchten dir die Freude daran nicht verderben.

Denn leider ist Kaffee nicht der wundersame kleine Helfer, für den wir ihn halten. So fühlen wir uns nach dem Trinken eines leckeren Latte Macchiato oder Espresso vielleicht wacher, in Wirklichkeit überdecken wir damit aber nur unser Schlafbedürfnis. In unserem Gehirn ist die chemische Verbindung Adenosin für unser Schlafbedürfnis verantwortlich (gemeinsam mit dem zirkadianen Rhythmus, aber diesen lassen wir für den Moment aussen vor). Im Laufe des Tages steigt das Adenosin-Vorkommen in unserem Gehirn an und bestimmt so, wann wir uns schläfrig fühlen. Wenn wir nun Kaffee trinken und Koffein zu uns nehmen, unterdrücken wir das eigentliche Schlafsignal, indem wir die Rezeptoren blockieren, die normalerweise für die Schlaf-Chemikalie reserviert sind.

Ungefähr dreißig Minuten nach dem ersten Schluck Kaffee fühlen wir uns wach und aufmerksam. Das Problem dabei: Der Effekt von Koffein lässt nach. Und während der ganzen Wirkungsdauer hat sich das Adenosin weiter aufgebaut und wird uns jetzt mit noch mehr Schläfrigkeit überfallen; wir erleben einen sogenannten Koffein-Crash (im Grunde genommen ist es dieselbe Schläfrigkeit, die wir vor dem Kaffeekonsum verspürten PLUS das zusätzliche Adenosin, das sich seither angesammelt hat). Der einzige Ausweg ist ein Nickerchen - oder noch mehr Kaffee.

Schlaf-Fakt Nr. 3

Schlaf-Fakt Nr. 3

Wir schlafen nicht wie von der Natur vorgesehen. Was auf den ersten Blick nach einer kühnen Behauptung klingt, basiert jedoch auf eindeutigen Beweisen: Die meisten modernen Kulturen haben ein sogenanntes «monophasisches» Schlafmuster kultiviert, indem wir den für uns notwendigen Schlaf an einem Stück in der Nacht beziehen. Verschiedene Studien und Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass unser natürliches Schlafmuster eigentlich «biphasisch» sein sollte. Beim biphasischem Schlaf wird ein Grossteil des Schlafes in der Nacht bezogen und mit einem kürzeren Nickerchen am Nachmittag (30-60 Minuten) ergänzt.

Beweisstück A für biphasischen Schlaf: Jeder Mensch, unabhängig von Wohnort oder kultureller Prägung, erlebt am Nachmittag einen Einbruch der Wachheit. Dieser kurze Wechsel von hoher zu niedriger Wachsamkeit wird typischerweise nach dem Mittag erlebt und in der Regel von Schläfrigkeit und dem starken Drang nach einem Nickerchen begleitet.

Beispiel B für biphasischen Schlaf: Stämme, die von der modernen Gesellschaft weitgehend unberührt sind, schlafen oft in einem biphasischen Rhythmus, indem sie ihren Nachtschlaf von kurz nach Sonnenuntergang bis kurz vor Sonnenaufgang halten und diesen mit einem Nachmittagsschlaf ergänzen.

Lange Zeit haben auch südliche Länder mit der nachmittäglichen «Siesta» nach dem biphasische Schlafmuster gelebt. Wie vorteilhaft dieser kurze Mittagsschlaf für die Gesundheit ist, zeigt eine umfangreiche Studie, die um die Jahrtausendwende von der School of Public Health der Harvard University durchgeführt wurde: Die Studie beobachtete dabei rund 23'000 Griechen über einen Zeitraum von sechs Jahren, zu einer Zeit als die griechische Regierung die traditionelle «Siesta» aus dem System eliminieren wollte. Die Ergebnisse waren erschreckend: Personen, die während der sechs Jahren aufhörten, Siesta zu halten, hatten nun ein 37% höheres Risiko, an einer Herzkrankheit zu sterben als solche, die auch weiterhin ein Nachmittagsschläfchen hielten.

Schlaf-Fakt Nr. 4

Schlaf-Fakt Nr. 4

Wenn wir ein paar Nächte zu wenig schlafen, scheint das für uns meist keine grosse Sache zu sein; wir können den Schlaf ja jederzeit nachholen, glauben wir. In Wirklichkeit ist aber schon eine einzige Nacht mit zu wenig Schlaf folgenschwer für unsere Gesundheit: so zeigt eine Studie, dass lediglich eine Nacht mit nur 4 Stunden Schlaf ausreicht, um kurzzeitig 70% der natürlichen Schutzzellen unseres Immunsystems unbrauchbar zu machen.

Aber nicht nur das Immunsystem leidet, wenn wir zu wenig schlafen; es gibt keinen Aspekt unserer Gesundheit, der nicht negativ davon beeinflusst wird. Zwei Arten von Erkrankungen werden in besonders engen Zusammenhang mit zu wenig Schlaf gesetzt: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt) sowie Fettleibigkeit. 

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Schlafmangel mit einem 35-45% erhöhten Risiko für tödliche und nicht tödliche Herzkrankheiten einhergeht, wenn man über einen längeren Zeitraum weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft (im Vergleich zu den üblichen sieben bis acht Stunden Schlaf). Besonders in der Lebensmitte sollte auf genügend Schlaf geachtet werden: Erwachsene ab 45 Jahren, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, haben ein 200% höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

In Bezug auf Gewichtszunahme und Fettleibigkeit zeigen Studien unterschiedliche Ergebnisse für die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Schlafmangel fettleibig zu werden; so liegt diese zwischen 15 und 40% für Personen, die fünf Stunden oder weniger geschlafen haben (im Vergleich zu denen, die sieben Stunden pro Nacht schlafen). Auch wenn die Zahlen variieren – ein Zusammenhang zwischen den beiden Faktoren ist nicht zu leugnen. Bei Kindern ist die Ausprägung noch stärker als bei Erwachsenen.

Schlaf-Fakt Nr. 5

Schlaf-Fakt Nr. 5

Würdest du dich nach 2 bis 4 Gläsern Wein für arbeitsfähig halten oder ein Auto lenken? Nein? Das würden wir auch nicht. Andererseits würdest du wahrscheinlich nach einer schlaflosen Nacht zur Arbeit fahren und denken, dass es ja nicht so schlimm sein kann.

Die Wahrheit ist: Müdigkeit hat eine vergleichbare Wirkung wie Alkohol. Nach 17 Stunden ohne Schlaf verlieren wir 50% unserer Reaktionsfähigkeit und unser Konzentrationsniveau ist das gleiche wie nach 2 Gläsern Wein. Nach weiteren 7 Stunden ohne Schlaf ist unsere Produktivität, Kommunikationsfähigkeit sowie die Konzentration gleichermassen beeinträchtigt wie nach 4 Gläsern Wein.

Die meisten unserer Gehirnfunktionen wie Sprache, Erinnerungsvermögen, Impulsivität oder das Treffen von Entscheidungen werden durch zu wenig Schlaf beeinträchtigt. Am stärksten leidet jedoch die Konzentration. Und dabei reden wir nicht von komplett schlaflosen Nächten; eine Studie der University of Pennsylvania hat gezeigt, dass Teilnehmer die zehn Tage lang «nur» 6 Stunden Schlaf bekamen, den gleichen Konzentrationsabfall aufwiesen wie Personen, die 24 Stunden am Stück nicht geschlafen hatten.

Besonders gefährlich wird Schlafmangel am Steuer eines Fahrzeuges: Eine Studie der AAA Foundation aus Washington DC zeigt, dass sich das Risiko eines Autounfalls um das Dreifache erhöht, wenn ein Autofahrer weniger als 5 Stunden geschlafen hat. Dabei verläuft die Entwicklung exponentiell; je weniger man schläft, desto grösser wird das Risiko eines Autounfalls. Bei weniger als 4 Stunden Schlaf beträgt das Risiko bereits das 11-fache.

Zu wenig Schlaf ist aber nicht nur hinter dem Steuer gefährlich; in bestimmten Fällen kann Müdigkeit auch bei der Arbeit katastrophale Folgen haben – im wahrsten Sinne des Wortes. So war Schläfrigkeit nicht nur beim Reaktorunfall in Tschernobyl, sondern auch beim Unfall des Space Shuttle Challenger im Jahr 1986 ein entscheidender Faktor für die Katastrophe.

Wenn du mehr über das Mysterium Schlaf erfahren möchtest, empfehlen wir den internationalen Bestseller "Why We Sleep" von Matthew Walker.

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