Schlaf ist für das Wohlbefinden von grosser Bedeutung. Wer gut schläft, ist leistungsfähiger und gesünder. Doch rund jeder vierte Schweizer leidet an Schlafstörungen. Die Ursache von Ein- und Durchschlafschwierigkeiten ist vielfach Stress. Ein Gegenmittel für Stress haben die Gründer des St. Galler Start-ups Dagsmejan zwar nicht entwickelt, aber dafür ein Pyjama, welches den Schlafkomfort und die Schlafqualität verbessern soll. Denn nicht nur Stress beeinflusst unseren Schlaf, sondern eben auch die Körpertemperatur.
Der menschliche Körper ist so ausgerichtet, dass die Körpertemperatur nachmittags um 16 Uhr am höchsten und in den frühen Morgenstunden am tiefsten ist. Die Idee Dagsmejans besteht darin, Schlafbekleidung zu entwickeln, welche den Körper während der gesamten Nacht in seiner klimatischen Komfortzone hält und Temperaturschwankungen ausgleicht. Durch den Gebrauch neuartiger Textilien auf Basis natürlicher Fasern soll somit die Körpertemperatur reguliert und die Schlafqualität verbessert werden.
Selbstoptimierung im Schlafzimmer
Angefangen hat alles mit dem Wunsch, eine eigene Firma zu gründen. Bei der Ideensuche haben sich die beiden Gründer Catarina Dahlin und Andreas Lenzhofer zum einen von ihrer Leidenschaft für Sport, zum anderen vom gesellschaftlichen Trend der Selbstoptimierung leiten lassen. Schlaf beeinflusst das Leben der Menschen massgeblich, und im Gegensatz zur Sportbekleidungsindustrie kamen im Segment der Schlafbekleidung in den letzten Jahrzehnten kaum Innovationen auf den Markt. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Mensch rund ein Drittel seines Lebens schlafend verbringt. Ausgehend von den physiologischen Bedürfnissen des menschlichen Körpers hat das Start-up im Rahmen eines Forschungsprojekts in Zusammenarbeit mit der Empa St. Gallen, der Hochschule Luzern für Design und Kunst sowie einem Schlafforscher der Universität Stockholm vor gut zwei Jahren begonnen, Pyjamas aus innovativen Textilien herzustellen. Seit Anfang letzten Jahres ist die erste Kollektion über den Webshop Dagsmejans erhältlich. Im Herbst 2018 kam die «Stay warm»-Kollektion hinzu.
Natürliche Fasern mit technischen Funktionen
Die Produkte des St. Galler Start-ups sollen, gemäss Firmengründer Andreas Lenzhofer, eine Brücke zwischen dem weitverbreiteten Baumwollshirt und bestimmten aus der Sportbekleidungsindustrie bekannten Textileigenschaften schlagen. Entsprechend habe man einen Weg gefunden, natürliche Fasern so weiterzuentwickeln, dass sie auch Funktionen von technischen Fasern abdecken.
Zu den Vertriebspartnern von Dagsmejan zählen mittlerweile mehrere Ostschweizer Schlaf- und Bettenfachgeschäfte wie Thönig in St. Gallen oder auch Scherzinger in Gossau. Auch mit bekannten Schweizer Wellness-Resorts kooperiert Dagsmejan. Das Grand Resort Bad Ragaz, das St. Galler Kurhotel Oberwaid sowie die beiden Engadiner Hotels Kulm und Kronenhof haben Schlafbekleidung von Dagsmejan in ihr Angebot aufgenommen. Die Hotelgäste sollen sich schliesslich optimal erholen können, so Lenzhofer.
Die Verkaufszahlen des ersten Geschäftsjahrs wollte der Gründer nicht bekannt geben. Ziel sei jedoch, im Verlaufe dieses oder nächsten Jahres die Gewinnzone zu erreichen. Vergangenes Jahr wurde eine erste Finanzierungsrunde durchgeführt, bei welcher fünf externe Investoren hinzukamen. Die beiden Gründer halten aber weiter die Mehrheit. Preislich liegen die einzelnen Bekleidungsstücke zwischen 80 und 100 Franken. Folglich kostet ein Set bestehend aus Hose und Oberteil bis zu 200 Franken.
Produziert werden die Kollektionen in Österreich, Portugal und Litauen. «In der Schweiz kann leider nicht kostengerecht produziert werden», sagt Lenzhofer. Die Forschung und Entwicklung sowie einzelne Produktionsschritte finden aber dennoch in der Schweiz statt. Der Hauptsitz liegt zudem im Startfeld in unmittelbarer Nähe zur Empa St. Gallen.
Das Schlafzimmer als textiles Ökosystem
In Zukunft wollen die Firmengründer ihr Angebot weiter ausbreiten und ihre Produkte über die Landesgrenzen hinaus verbreiten. Das Pyjama sei lediglich die erste Schicht im textilen Ökosystem eines Schlafzimmers, sagt Lenzhofer. Das Zusammenspiel von Bett, Matratze, Decke sowie Bettbezug sei ebenso zu berücksichtigen. Der Bettbezug, welcher gemäss Lenzhofer zur zweiten Schicht zählt, soll in einem nächsten Schritt optimiert werden. Hierzu wurde soeben ein neues Forschungsprojekt zusammen mit der Empa lanciert. Schliesslich nütze die Thermoregulierung der Nachtwäsche nur begrenzt, wenn der Bettbezug aus einem synthetischen Material wie Polyester sei. Wenn dann noch Stress hinzukomme, dann sei die erholsame Nachtruhe immer noch gefährdet."